DPSG Stamm Sugambrer Bonn Beuel

Stellungnahme zur Räumung des Hambacher Forsts

14.09.2018 ganztägig

Wir Pfadfinder*innen vom Stamm Sugambrer in Bonn-Beuel solidarisieren uns mit dem friedlichen Widerstand im Hambacher Forst. Wir setzen uns für ein Ende der Rodung dieses Waldes und einen Ausstieg aus dem Braunkohleabbau ein.

Gestern, am Donnerstag den 13.September 2018 hat die RWE mit der Räumung der Baumhauscamps im Hambacher Forst begonnen. Diese Räumung, die schon in der letzten Woche begonnen hat, wird wohl zu einem der größten Polizeieinsätze des Landes NRW. Die Polizei ist mit mehreren Hundertschaften vor Ort, um die von Umweltschützer*innen besetze Baumhäuser zu räumen. Viele Menschen sind die letzten Wochen, und besonders heute, in den Wald gekommen um friedlich für den Erhalt dieses Waldes zu protestieren. Seit 6 Jahren stehen die Baumhausdörfer im Hambacher Forst, die Bewohner*innen setzen sich für Klimaschutz, den Schutz des Waldes und ein Ende des Braunkohletagebaus ein. Die Rodungssaison beginnt offiziell am 1. Oktober, dann will RWE auch noch den letzten Rest des Hambacher Forst roden, um den Tagebau Hambach weiter zu betreiben und die unter dem Wald liegende Kohle abzubaggern.

RWE hat eine Genehmigung für ihren Betriebsplan durch die Bezirksregierung Arnsberg und hat somit das Recht zu roden. Doch es läuft derzeit noch ein Gerichtsverfahren, dass die Rodung stoppen soll. Deshalb hat RWE zugesagt, bis zur Entscheidung am 14. Oktober mit weiteren Rodungen zu warten. Außerdem tagt zurzeit die sogenannte Kohlekommission, die einen sozialverträglichen Ausstieg aus der Kohle verhandeln soll. Das heißt: Es ist gar nicht die Frage ob wir aus dem Braunkohleabbau aussteigen sondern nur wann und wie. Wenn RWE jetzt durch Räumung und Rodung Fakten schafft, ist es schwierig sich vorzustellen, wie weiterhin über einen sozialverträglichen Kohleausstieg verhandelt werden kann und soll.

Dabei hat der Sommer 2018 gezeigt, dass der Klimawandel auch uns betrifft und wir somit schon heute alles uns Mögliche tun müssen um ihn aufzuhalten. Deutschland wird seine Klimaziele für 2020 verfehlen. Wenn jetzt der Hambacher Forst für den Braunkohletagebau gerodet wird, zeigt das, dass Klimaschutz in der deutschen Politik keine Priorität hat.

Der Hambacher Wald ist über 12.000 Jahre alt und einer der letzten Urwälder Europas. Er wird auch Stieleichen-Hainbuchen-Maiglöckchen-Wald genannt und ist davon der einzige Europas. Zudem bietet er streng geschützten Tierarten ein zu Hause, wie der Bechsteinfledermaus und die Haselmaus. 90% der ursprünglichen Waldfläche sind schon verschwunden.

Wir als Pfadfinder*innen wollen im Einklang mit der Natur leben und sie schützen, so steht es auch in unserem Pfadfinder*innen-Gesetz. Wir halten uns gerne im Wald auf und möchten diesen als Lebensraum erhalten. Im April waren wir selbst mit einer Gruppe Leiter*innen und den Jugendstufen im Hambacher Forst bei einem Waldspaziergang und hatten Gelegenheit die beindruckende Schönheit und Natur dieses Waldes kennenzulernen. Schrecklich waren die Bilder, als wir an die Rodungskante kamen und die karge, abgeholzte Landschaft und die Braunkohlebagger sahen.

Auch hatten wir Gelegenheit mit den Umweltschützer*innen zu sprechen, die in den Baumhausdörfern Oaktown und Gallien leben. Sie haben uns erklärt, wieso sie dort leben und für was sie sich einsetzen. Wir waren sehr erfreut über die uns angebotenen offenen und ehrlichen Gespräche und konnten uns so ein eigenes, unabhängiges Bild der Menschen und ihrem Einsatz für den Hambacher Forst machen. Die meisten sind nicht gewaltbereit, sondern möchten sich friedlich für ihre Ziele einsetzen. Diese Entschlossenheit, auch im Winter dafür im Wald zu wohnen, hat uns sehr beeindruckt.

Auch an weiteren Waldspaziergängen nahmen Pfadfinder*innen von uns teil und waren überwältigt von den vielen Menschen, die sich friedlich für einen Erhalt des Waldes einsetzen. Kinder, Großeltern, Umweltschützer*innen, Bürger*innen, Kirchenvertreter*innen und viele weitere kommen hier zusammen. Letzten Sonntag waren über 1000 Menschen im Wald spazieren, tauschten sich aus und forderten einen Rodungsstopp. Wenn so viele Menschen mit verschiedenen Hintergründen ein gemeinsames Ziel friedlich verfolgen, ist das sehr viel wert.

Mittwochabend kam die Anordnung des NRW-Baumministeriums, dass die Räumung aus Brandschutzgründen vorsieht. Dabei haben Polizist*innen noch letzte Woche Feuerlöscher beschlagnahmt, da diese als gefährliche Gegenstände eingestuft wurden. Während der trockenen Sommertage schien der Brandschutz kein Problem zu sein. Dies zeigt, welch Begründungen an den Haaren herbeigezogen werden, um eine Räumung zu rechtfertigen und durchzuführen. Das Land NRW zeigt damit, dass Profitinteressen von Unternehmen wie RWE ihnen wichtiger sind, als die große Umweltbewegung, die sich am Hambacher Forst sammelt. Bilder von Pfarrern der evangelischen und katholischen Kirche, die aus einer friedlichen Menschenkette von der Polizei weggetragen wurden, prägen heute unsere Bilder aus dem Wald.

Wir Pfadfinder*innen vom Stamm Sugambrer wollen uns aktiv für den Erhalt dieses schützenswerten Waldes und einen sozialverträglichen Ausstieg aus der Braunkohle einsetzen. Wir rufen deswegen auf, sich an friedlichen Protesten zu beteiligen. Kommt in den Hambacher Forst, nehmt Freunde und Familie mit und macht euch selbst ein Bild von der Lage, zeigt Präsenz. Oder zeigt von zu Hause, dass ihr mit den aktuellen Ereignissen im Hambacher Forst nicht einverstanden seid. Gewalt gegen Polizist*innen, Mitarbeiter*innen von RWE, Aktivist*innen oder anderen Personengruppen verurteilen wir aufs Schärfste, bleibt friedlich, aber sagt eure Meinung. Es ist euer gutes Recht und vielleicht habt ihr nicht mehr lange die Chance dazu.
Der Hambacher Forst muss bleiben, damit wir zeigen, dass uns die Umwelt wichtiger ist als die Braunkohle!

Die Leiterrunde des DPSG Stamms Sugambrer Bonn-Beuel